Henk Schiffmacher
Henk Schiffmacher ist Tätowierer, Maler, Schriftsteller, Sammler, Weltreisender… Man sieht sofort an dieser Liste, dass es unmöglich ist, den Beruf und die Aktivitäten dieses kreativen und kulturellen Gadfly kurz zusammenzufassen. Es ist auch nicht einfach, ein Dienstzeugnis, einen sogenannten Lebenslauf, zu erstellen, aber hier ist ein Versuch:
Henk Schiffmacher wurde 1952 in Harderwijk geboren und wuchs in einer katholischen Metzgerfamilie auf. Schon früh zeigte er eine Vorliebe für das Zeichnen und Sammeln. Die Schule interessierte ihn wenig. Er wollte Maler werden. Seine ersten Skizzen und Zeichnungen fanden ihren Weg in die Häuser und Schlafzimmer von Onkeln und Tanten und Henk gewann jährliche Zeichenwettbewerbe. Seine künstlerischen Ambitionen führten schließlich Anfang der 70er Jahre zu einem kurzen Studienaufenthalt an der Reclame School REX auf dem Frederiksplein in Amsterdam.
Maler, Siebdrucker, Schaufensterdekorateur am Bijenkorf, technischer Fotograf, Grafiker, Typograf, Mode- und Nachrichtenfotograf für Publikationen wie die New Revu sind einige der Berufe, die Henk in seinen turbulenten Anfangsjahren in Amsterdam ausübte. Es folgte eine Reisezeit, in der er eine beeindruckende Sammlung von Objekten zur Geschichte des Tätowierens zusammenstellte. Auch die zahlreichen Bilder auf seiner eigenen Haut zeugen von seiner Suche nach dem Ursprung dieser jahrhundertealten Kunst.
Nach seiner Rückkehr nach Amsterdam eröffnete Henk Schiffmacher seinen Tattoo-Shop; ein Phänomen wurde in der Tattoo-Welt geboren. Henk verändert ständig die Bilder seiner Tätowierungen und schafft durch die unzähligen Konventionen, die er organisiert, eine neue Perspektive auf Tätowierungen. Die daraus resultierende Professionalisierung dieses außergewöhnlichen Berufes führt dazu, dass Tattoos nicht mehr nur etwas für grobe Typen sind; Henks Tattoos sind für ein breites Publikum in Mode gekommen. Henk hat zahlreiche internationale Film- und Rock'n'Roll-Stars tätowiert, darunter die Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam, Kurt Cobain, Willy de Ville und Herman Brood.
Henk hat drei erfolgreiche Bücher geschrieben, darunter seine Autobiografie „Heet van de naald“ und eine TV-Dokumentation über die Entstehung des Tattoos, die weltweit gezeigt wurde. Seit einigen Jahren betreibt er zudem ein einzigartiges Museum, das sich der Kunst des Tätowierens widmet. In den frühen neunziger Jahren verspürte er den Drang zu malen, eine Tätigkeit, die im Laufe der Jahre immer mehr Zeit in Anspruch nahm. Für Henk ist Malerei ein nie dagewesener Luxus, weil er sich nicht mehr um den Geschmack anderer kümmern muss. Laut Henk bietet die Leinwand noch weitere Vorteile: sie spricht nicht zurück, sie zittert nicht und sie fällt nicht in Ohnmacht.
Als absolute Durchbrüche in der Entwicklung der bildenden Künstlerin Schiffmacher sind eine Retrospektive im Stadtmuseum Zwolle im Jahr 2000 und das Bogenschützenporträt auf der Parade 2001 zu nennen. Bemerkenswert sind auch seine Beiträge zu Ausstellungen im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, der Mitgliederausstellung Arti et Amicitae und dem De Appel Center for Visual Arts in Amsterdam sowie der Entwurf einer einzigartigen Damasttischdecke für das Niederländische Textilmuseum in Tilburg. Henk war Berater für Ausstellungen zur Geschichte des Tätowierens an einflussreichen Instituten wie dem Museum of Natural History in New York und dem Museé de la Civilization in Kanada. Er hat an einer außergewöhnlichen Ausstellung zum 400-jährigen Jubiläum der VOC im Westfries Museum in Hoorn mitgewirkt. 2002 schuf er in der Catharina Kapel in Harderwijk einen mexikanischen Altar, der 2003 im Rahmen einer Ausstellung im Tropenmuseum in Amsterdam gezeigt wurde. Anfang 2004 fand in Antwerpen die erste große belgische Ausstellung seiner Bilder statt.
Heute ist Henk Schiffmacher in erster Linie Maler, Designer und Schriftsteller. Außerdem hält er regelmäßig Vorträge und ist in seinen wenigen Freizeitmomenten Botschafter von Orange Babies, einer Stiftung, die schwangeren Frauen und ihren Babys in Afrika hilft, die am stärksten gefährdet sind, sich mit dem HIV-Virus zu infizieren. Vor allem aber ist Henk Hals über Kopf in seine Lebensgefährtin und Malerfreundin Louise van Teylingen verliebt.
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